Zwischen Gestern und Morgen – ein Transformationsprozess

 

Vor einem Jahr war so vieles eine Selbstverständlichkeit, was nun aktuell nicht mehr möglich ist. Damals wäre wohl niemand auf die Idee gekommen, sich diese Szenarien als mögliche Realität vorzustellen. Ganz einfach deshalb nicht, weil es so komplett neu für uns alle war, dass es in unserem Denken (noch) gar keinen Platz dafür gab. Doch inzwischen ist, was uns bis vor einem Jahr noch völlig unbekannt war, Teil unseres Alltags geworden und somit auch Teil unseres Denkens.

 

Nun hört man vielerorts Stimmen, die sich wünschen, dass alles wieder so wird, wie es vorher war. So verständlich dies einerseits ist, so absurd ist es auch. Wir befinden uns inmitten eines Transformationsprozesses. Das Alte ist weggebrochen und das Neue hat sich noch nicht manifestiert. Oder anders gesagt, der eine Tag ist zu Ende gegangen, der neue hat zwar bereits begonnen, doch ist es noch dunkel - es ist Nacht. Das Licht des neuen Tages wird die Dunkelheit ablösen, doch noch ist es Nacht. Wie sehr wir dem Gestern auch nachtrauern mögen, wird es nicht zurückkommen. Aber es wird ein Morgen geben. Nicht sofort, denn noch ist es N8 - eine Nacht, die es zu achten und zu nutzen gilt. Diese Zeit stellt wohl jeden von uns auf die eine oder andere Weise immer wieder vor grosse Herausforderungen und konfrontiert uns auch mit unseren Schattenthemen.

 

Jede Transformation führt auf dem Weg vom Alten zum Neuen immer auch durch die Dunkelheit. Oftmals erleben wir dies auch als eine Zeit von Verw-irrung und Chaos. Speziell in diesen Phasen ist es umso wichtiger, sich darüber bewusst zu werden, dass jede Transformation schliesslich dem Leben dient. Jede Veränderung, und sei sie auch noch so herausfordernd, birgt in sich die Chance auf Entwicklung und Wachstum. Es bringt die Raupe nicht weiter, wenn sie sich im Stadium des Verpuppens ihr vergangenes Sein zurückwünscht - es gibt kein Zurück. Es gibt bloss ein Vorwärts oder Stillstand – und Stillstand bedeutet immer Tod.

 

Wie wäre es nun also, wenn wir uns, statt dem Gestern nachzutrauern, auf das Morgen freuen würden? Auf ein Morgen, von dem wir zwar noch nicht wissen, wie es aussehen wird, ein Morgen, das wir uns vielleicht noch überhaupt nicht vorstellen können, weil wir es noch nicht gesehen haben und es noch nicht Teil unseres Denkens ist. Ein Morgen, das aber noch viel schöner ist als das Gestern.

 

Eine Lösung (noch) nicht erkennen zu können, bedeutet ja nie, dass es sie nicht geben würde, sondern zeugt bloss von unserem begrenzten Sichtfeld.

 

Wir alle haben nun während eines Jahres erlebt, dass Szenarien Realität werden können, an die wir nie gedacht hätten. Nutzen wir diese Erfahrung doch auf positive Weise, um unser Vertrauen in ein strahlendes Morgen zu stärken. Und nutzen wir die bis dahin noch verbleibenden Nachtstunden dazu, uns optimal darauf vorzubereiten und unseren Teil dazu beizutragen, indem wir nach den Sternen Ausschau halten und sie auch anderen zeigen.

 

Ausserdem kann es bestimmt nicht schaden, wenn wir uns bei unseren nächtlichen Begegnungen immer mal wieder gegenseitig daran erinnern, dass wir nicht alleine sind - und dies vermag eine blosse Umarmung oftmals wesentlich besser zu vermitteln als jedes noch so schlaue Wort.

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Bild: Anja/Pixabay