Waisenkinder - ein Mangel an Liebe

 

Per Definition gilt als Waisenkind, wer im Kindes- oder Jugendalter seine Eltern verloren hat. Doch auch unter jenen Kindern, die in einer familiären Gemeinschaft mit den leiblichen Eltern aufwachsen, gibt es eine erschreckend grosse Anzahl, die sich dennoch schutzlos und alleingelassen fühlt. Die blosse physische Existenz der Eltern garantiert noch lange nicht die Erfahrung der natürlichen, ansich selbstverständlichen, bedingungslosen Liebe der Eltern.

Der Ursprung von Traumata liegt meist in der Kindheit, denn zu oft bestimmen Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch das kindliche Erleben - auch in vermeintlich intakten Familien.

Diese Eltern halten die Liebe nicht etwa aus 'frei gewählter Boshaftigkeit' zurück, sondern können sie nicht weitergeben, da sie sie selbst nicht erfahren durften, ebenfalls traumatisiert wurden und sich ihre diesbezüglichen Prägungen und daraus resultierenden Verhaltensweisen nie bewusst angeschaut oder hinterfragt haben.

Haben wir als Kind einen Mangel an elterlicher Liebe erlebt, so löst sich dieser durch Erreichen des Erwachsenenalters nicht einfach in Luft auf. Jedoch führen traumatisierende Erfahrungen häufig zu Abspaltungen, sodass wir uns ihnen nicht mehr bewusst sind, uns nicht erinnern können. So tragen wir als Erwachsene dann noch immer uns unbewusste, verletzte Anteile des Inneren Kindes in uns, die sich teils wie Waisenkinder fühlen und sich nach Schutz, Annahme und Liebe sehnen.

Die eigentlichen Ursachen für Blockaden, die den freien Fluss der Liebe hemmen, reichen oft über mehrere Generationen zurück. Die Muster, und so auch die oft leidvollen Geschichten, wiederholen sich häufig, bis sie jemand hinterfragt, beleuchtet, aufdeckt und schliesslich erlöst - zum Wohle von sich selbst, zum Frieden der Ahnen, wie auch zur Befreiung und somit zum Glück für die Nachkommen.

In Systemischen Aufstellungen dürfen wir immer wieder Teil oder auch Zeuge solcher Prozesse sein, in denen ein enormes Potential zur Heilung liegt.

Ich bin durch all diese Erfahrungen fest davon überzeugt, dass wir alle sehr viel Gutes bewirken können, indem wir dazu beitragen, mehr Liebe in die Welt fliessen zu lassen, indem wir bei den einzelnen Systemen, also uns selbst, beginnen. Dies erfordert Bewusstsein, Mut, Hingabe, und vor allem Liebe.

Ich wünsche mir und uns von Herzen, dass wir immer mehr werden - zum Wohle aller.

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