Der eigene Raum und der Raum der anderen

 

Wir alle, die wir uns hier glücklich schätzen können, über derart grosse Freiheiten zu verfügen, müssen aufpassen, dass wir dennoch auch die Grenzen (an)erkennen und achten. Zum einen die Grenzen unseres Einfluss- und Handlungsbereichs, indem wir andern nicht vorzuschreiben versuchen, wie sie sich zu verhalten und ihr Leben zu gestalten haben. Jeder Mensch ist individuell verschieden, hat seine ureigene Lebensaufgabe und setzt somit auch seine Prioritäten entsprechend. Diesbezüglich musste ich z.B. unlängst auch selbst einen Gang runterschalten betreffend meinem Bedürfnis, jede und jeden in meinem Umfeld vom Systemischen Stellen überzeugen zu wollen - ist ja aber auch wirklich eine tolle Sache... ;).

 

Zum andern die Grenzen unseres Zugriffs auf Ressourcen von anderen - sowohl materieller als auch immaterieller Art. Denn entgegen dieser weit verbreiteten Angewohnheit steht es uns nicht zu, uns alles einfach ungefragt zu nehmen, und selbst wenn wir danach fragen oder gar darum bitten, müssen wir auch ein Nein akzeptieren können.

 

Es ist ein Akt der Liebe, der uns mit Freude erfüllt, wenn wir teilen oder schenken, jedoch bloss dann, wenn es freiwillig geschieht. Wie bei allem andern auch gilt es auch hier, auf die Balance zu achten und ein Gleichgewicht herzustellen. Niemand muss oder soll etwas hergeben, bloss weil es sich ein anderer nehmen möchte. Damit sind wir nun bei der Achtung und Wahrung unseres eigenen Raums angelangt. Auch wenn wir auf der einen Ebene alle miteinander verbunden sind, so gilt es doch auch, unsere Individualität zu leben. So steht es jedem Einzelnen nicht bloss zu, sondern ist gar elementar für seine persönliche Entwicklung, sich seinen eigenen Raum zu nehmen, ihn auszufüllen und nötigenfalls auch zu verteidigen. Dies hat absolut nichts mit Egoismus, Arroganz oder Geiz zu tun, sondern bildet die Basis für eine eigenverantwortliche, gesunde Selbstfürsorge.

 

Natürlich gibt es immer wieder Situationen, in denen es durchaus stimmig sein kann, jemandem einen Gefallen zu erweisen. Doch kommt es auch hier auf das richtige bzw. für einen selbst passende Mass, und vor allem auch auf das zugrunde liegende Motiv, an. Ein wiederholtes Erweisen von Gefallen, bloss um andern zu gefallen, verbraucht unverhältnismässig viel Energie, da wir in erster Linie nicht dazu da sind, anderen zu gefallen, sondern uns selbst.

 

Die eigenen Bedürfnisse, und somit sich selbst, wiederholt oder gar regelmässig zu Gunsten anderer in die zweite Reihe zu verfrachten, heisst, sich selbst systematisch zu übergehen, was äusserst ungesund ist und auch dementsprechend unangenehme Folgen nach sich ziehen kann - das inzwischen weit verbreitete Symptom des 'Burnout's ist bloss ein mögliches Beispiel dafür. 

 

Es ist also sinnvoll und ratsam, sein Verhalten immer mal wieder dahingehend zu überprüfen, ob man sowohl anderen, wie auch sich selbst den nötigen Raum lässt, den es für eine gesunde Entwicklung benötigt.

Dies hier bloss als Impuls - muss bzw. darf natürlich jeder für sich selbst entscheiden ;).

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